Kiosk vor der Gedenkstätte des KZ Auschwitz sorgt für Ärger
Für den Besuch der Holocaust-Gedenkstätte in Polen gelten strenge Verhaltensregeln. Doch gegen einen privaten Glacé-Stand scheint die Museumsleitung bislang machtlos.
09.05.2023, 06:04
Ein privat betriebener Kiosk nahe der Gedenkstätte Auschwitz sorgt in Polen für Empörung. An dem Stand werden Glacés und Waffeln verkauft, auch ein mobiles WC-Häuschen wurde aufgestellt – und das in Sichtweite des Haupttores des Nazi-Vernichtungslagers mit den berüchtigten Bahngleisen.
In Auschwitz ermordeten die deutschen Besatzer während des Zweiten Weltkrieges mehr als 1,1 Millionen vor allem jüdische Menschen.
«Das ist nicht nur eine Geschmacklosigkeit, sondern auch ein Zeichen von mangelndem Respekt an einem besonderen historischen Ort», sagte der Sprecher der Gedenkstätte, Bartosz Bartyzel, der Nachrichtenagentur PAP.
«Wir vertrauen darauf, dass die zuständigen Behörden sich um dieses peinliche Problem kümmern», so Bartyzel weiter. Das aber scheint nicht so einfach.
Auf Privatgelände
Das Gelände rund um die Gedenkstätte untersteht zwar der Museumsleitung, der Kiosk steht aber ausserhalb dieser Zone auf einem Privatgrundstück etwa 250 Meter von der Anlage entfernt.
«Der Besitzer des Grundstücks und der Betreiber des Kiosks haben einen Vertrag abgeschlossen», zitiert PAP den Sprecher der Stadtverwaltung von Oświęcim, Andrzej Skrzypiński. «Wir prüfen jetzt aber, ob der Kiosk überhaupt an dieser Stelle betrieben werden darf. Der örtliche Bebauungsplan bedarf nämlich der Zustimmung des Provinzgouverneurs»
Auch in den angrenzenden Orten Oświęcim und Brzezinka sorgt der Glacéstand offenbar für Unmut: Auschwitz sei schliesslich «der grösste Friedhof der Welt», zitiert die Zeitung «Gazeta Krakowska» einen Anwohner; der Kiosk sei eine Respektlosigkeit gegenüber den Toten.
In der Gedenkstätte selbst sind das Essen und Telefonieren untersagt, die Besucher sind aufgefordert, sich «angemessen und respektvoll» zu verhalten. Dennoch muss die Museumsleitung immer wieder Gäste ermahnen, die beispielsweise auf den Bahngleisen balancieren oder fröhliche Selfies vor den Krematorien aufnehmen.
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