Urteil gegen polnische Holocaust-Forscher aufgehoben
17.08.2021
Das Berufungsgericht in Warschau hat ein umstrittenes Urteil gegen zwei renommierte Holocaust-Forscher aufgehoben.
Ein Gerichtssaal sei „nicht der richtige Ort für eine historische Debatte“, sagte die zuständige Richterin, nachdem sie die Verurteilung von Barbara Engelking und Jan Grabowski wegen Verleumdung für ungültig erklärt hatte. Die Verurteilung sei ein „unzulässiger Verstoß gegen die Freiheit der Forschung und die Meinungsfreiheit“. In einer gemeinsamen Stellungnahme auf Grabowskis Twitter-Account zeigten sich die beiden Wissenschaftler zufrieden mit der Entscheidung.
Im Februar hatte ein Warschauer Gericht die beiden Historiker dazu verurteilt, sich für Ungenauigkeiten in einem Buch zu entschuldigen. Sie hatten sich in ihrem 2018 erschienenen Werk „Dalej jest noc“ ("Und immer noch ist Nacht") mit der Vernichtung der Juden in der polnischen Provinz unter deutscher Besatzung befasst und wurden von der Nichte eines früheren Ortsvorstehers aus Ostpolen verklagt. Die Frau sah die Erinnerung an ihren Onkel diffamiert, weil die Historiker schrieben, er sei mitschuldig am Tod von mehr als 20 im Wald versteckten Juden gewesen, die den Deutschen übergeben worden seien. Die israelische Gedenkstätte Yad Vashem hatte damals betont, jeder Versuch, akademischen oder öffentlichen Diskurs durch politischen oder juristischen Druck einzuschränken, sei inakzeptabel. Polen hatte 2018 in einem umstrittenen Gesetz die Andeutung einer Mitwirkung oder Mitverantwortung von Polen am Holocaust unter Strafe gestellt.
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