100.000. Stolperstein wird in Nürnberg verlegt
Vor gut 30 Jahren hat der Künstler Gunter Demnig damit begonnen, so genannte Stolpersteine zu verlegen. In Nürnberg wird heute die Hunderttausendste dieser goldenen Tafeln, die an die Opfer des NS-Terrors erinnern, in einen Gehweg eingelassen.
26.05.2023
1941 wurde in Nürnberg der Feuerwehrmann Johann Wild von den Nazis verhaftet. Sein Vergehen: Er hatte so genannte Feindsender gehört und deren Nachrichten verbreitet. Dafür wurde er zum Tode verurteilt und hingerichtet. Vor dem Haus in der Nürnberger Bartholomäusstraße, wo Wild lebte, wird heute der 100.000 Stolperstein verlegt.
Zunächst waren Gedenktafeln geplant
"Die Grundidee dahinter ist ja, überall dort, wo die deutsche Wehrmacht, die SS, die Gestapo ihr Unwesen getrieben, deportiert, ermordet, gefoltert haben, dass dort symbolisch Steine auftauchen", sagt Initiator Gunter Demnig.
"Der erste Gedanke war durchaus, Tafeln an die Wand zu setzen. Dann hat mir ein in Leipzig geborener Jude gesagt: Tafeln an der Wand – vergiss es! 80, wenn nicht 90 Prozent der Hausbesitzer würden das niemals zulassen. Und das war eigentlich diese Überlegung, ins öffentliche Straßenland zu gehen." Künstler Gunter Demnig
Und so stolpert man im übertragenen Sinne mit Demnigs Steinen nun also über die NS-Geschichte, deren Spuren zwar allgegenwärtig, aber meist nicht sichtbar sind. Allzu leicht kann man drüber hinwegsehen und -gehen.
Ablehnung und Zuspruch
Ablehnung gegen das Projekt gab es dennoch, nicht nur von Hausbesitzern. In München zum Beispiel werden keine Stolpersteine verlegt. Charlotte Knobloch, die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, intervenierte. Ihr Argument: Auf Steinen im Gehweg trampelt man herum, im übertragenen Sinne also auch auf den Menschen, derer doch eigentlich gedacht werden soll.
Der aktuelle Zentralratspräsident dagegen, Josef Schuster, unterstützt das Projekt von Gunter Demnig, dessen Steine mit den Namen, Lebensdaten und Kurzinfos zu den Schicksalen von NS-Opfern mittlerweile in 31 Ländern zu finden sind.
Arbeit soll auch ohne Demnig weitergehen
Der 75-Jährige arbeitet mit einem zehnköpfigen Team zusammen und hat eine Stiftung gegründet, damit es irgendwann auch ohne ihn weitergehen kann. Der 100.000 Stolperstein, der heute in Nürnberg verlegt wird, ist also nur eine Wegmarke, kein Schlussstein.
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