Kritik an Berliner Polizisten nach Liegestützen am Holocaust-Mahnmal
01/11/2021
Der laxe Umgang mancher Besucher am Denkmal für die ermordeten Juden Europas sorgte schon öfters für Diskussion. Nun haben sich an Pfingsten zwei Polizisten offenbar gefilmt, während sie an den Stelen Liegestütze machten. Der Vorfall kam erst jetzt an die Öffentlichkeit.
Das Holocaust-Mahnmal in Berlin ist von zwei Polizisten offenbar für das Training von Liegestützen missbraucht worden. Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik entschuldigte sich und verurteilte die Aktion vom Pfingstwochenende, über die die Zeitung "B.Z." am Montag berichtete.
"Das Verhalten der Kollegen ist eine Missachtung dessen, wofür gerade dieses Mahnmal steht und entspricht nicht der Achtung, die ihm entgegengebracht werden muss und die ihm von der Polizei Berlin auch entgegengebracht wird", teilte Slowik mit. "Es verletzt für mich zudem das Andenken an die Ermordeten."
Die Polizisten waren an Pfingsten wegen Demonstrationen im Regierungsviertel nahe dem Holocaust-Mahnmal im Einsatz. Ein Foto in der "B.Z." zeigt, wie sie in Uniform an den Steinblöcken des Mahnmals Liegestütze machen. Dabei sollen sie sich gegenseitig mit Handys gefilmt haben.
Slowik betonte, es gehe um "einen Ort der Erinnerung und des Gedenkens" sowie "einen Ort der Mahnung für die Gegenwart, für die Zukunft". Die Polizei werde dies den Kollegen "unmissverständlich verdeutlichen, das Fehlverhalten klar aufzeigen sowie den Sachverhalt dienstrechtlich aufarbeiten". Gerade mit Blick auf die sehr gute Zusammenarbeit mit der Jüdischen Gemeinde entschuldige sie sich ausdrücklich.
Gewerkschaft der Polizei kündigt Konsequenzen an
Für die Gewerkschaft der Polizei (GdP) sagte Pressesprecher Benjamin Jendro, das Verhalten der Kollegen sei an Geschmacklosigkeit nicht zu überbieten. "Das Holocaust-Denkmal ist kein Abenteuerspielplatz. Diese unerklärliche Aktion verhöhnt den Genozid an Millionen Menschen und tritt die Werte, für die unsere Berliner Polizei steht, mit Füßen", so Jendro. Anscheinend bestehe selbst innerhalb der Polizei großer Nachholbedarf im Bereich politischer Bildung. Es stehe außer Frage, "dass das entsprechende Folgen für die Kollegen haben" wird, sagte Jendro weiter.
Das Mahnmal, das 2005 zum Gedenken an die von den Nationalsozialisten ermordeten sechs Millionen Juden eröffnet wurde, besteht aus rund 2.700 verschieden hohen, dunkelgrauen Betonblöcken. Verboten ist dort laut Hausordnung Rennen, Lärmen, das Springen von Block zu Block, Rauchen und Alkoholkonsum. Trotzdem nutzen manche Touristen das Gelände zum Sonnen, Picknicken und für Handy-Selfies.
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